Der 1. FC Internationale ist der erste nachhaltig zertifizierte Amateursportverein Deutschlands. Neben dem Engagement gegen Diskriminierung und für Integration, Teilhabe und Demokratieförderung hat der Berliner Fußballverein vor allen Auszeichnungen und Preise für seine Projekte im Bereich Nachhaltigkeit erhalten. Die aktuellen Schwerpunkte umfassen beispielsweise die Ermittlung der CO2-Emissionen, die Umstellung auf öko-faire Trainings- und Spielkleidung oder Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen für Mitglieder. Doch wie hat alles angefangen? Wir haben mit Loredana Zafisambondaoky, Mitglied der AG Nachhaltigkeit, über die ersten Schritte bei Inter gesprochen.
Was hat damals den Anstoß gegeben?
Die Idee kam damals durch unsere Jugendleiterin Saskia und Anton, der seine Masterarbeit zu nachhaltigem Sportmanagement schrieb. Der Zeitpunkt kam damals ganz gelegen, da die Pandemie den Amateurfußball stark einschränkte und wir dadurch die Zeit hatten, uns anderen Themen zu widmen. Seit dem treffen wir uns – mittlerweile wieder in Präsenz – alle 6-8 Wochen und updaten uns zum Fortschritt unserer Nachhaltigkeitsprojekte.
Ein sehr richtungsweisender Schritt, war die Einrichtung des Hauptamtes. Die Zertifizierung lief damals komplett ehrenamtlich und wir haben gemerkt, dass es auf Dauer sehr belastend werden kann, wenn wir das Projekt mit der Konsequenz weiterführen möchten. Das Hauptamt kommt vor allem den anderen AG-Mitgliedern zu Gute, da sie ihre Zeit in Herzensprojekte investieren können. Zu dem ermöglicht es uns, mehr Förderanträge zu stellen, mit denen wir wiederum die Arbeit der Ehrenamtlichen durch Honorare, Fortbildungen etc. belohnen können. Wertschätzung ist ein entscheidender Hebel, um die Motivation aufrecht zu halten und die Arbeit zu würdigen.
Welche Rolle spielt faire Beschaffung bei euch?
Wie bei vielen anderen Teamsportarten auch, werden Trainingsausrüstung und Teamwear zentral vom Verein beschafft. Bei mehreren Trikotsätzen im Jahr und ein hoher Verschleiß von Bällen ist es uns wichtig – wenn wir schon auf hohen Konsum angewiesen sind – auch die Produktionsbedingungen in die Kaufeinentscheidung einfließen zu lassen. Wir freuen uns sehr, dass wir in naher Zukunft auch bei der Beschaffung der Trikots ein starkes Zeichen für faire und nachhaltige Produktionsbedingungen setzen können.
Worauf seid ihr besonders stolz?
Ich denke, dass niemand vor 4 Jahren mit dieser Entwicklung gerechnet hätte. Dass die AG immer weiter wächst und wir auch andere Vereine und Organisationen zum Handeln inspirieren, zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben. Die Preise und Auszeichnungen sind natürlich ein schöner Nebeneffekt, aber am erfüllensten ist für mich, dass wir eine Atmosphäre geschaffen haben, in dem alle, egal welchen Alters, Geschlechts, welcher Herkunft oder Berufsgruppe Lust haben, zusammen zu arbeiten. Das ist gerade im Fußball noch keine Selbstverständlichkeit und zeigt, was über den Sport hinaus in einem Sportverein noch möglich ist.
Die Idee kam damals von jungen Vereinsmitgliedern und wird auch aktuell von jungen Menschen maßgeblich mitgestaltet. Ich kann nur dazu raten, jüngere Zielgruppen anzusprechen und ihnen den Freiraum zu geben, ihre Ideen umzusetzen. Wenn darauf niemand anspringt, liegt es nicht gleich daran, dass die Jugend faul und desinteressiert ist, sondern, dass das Drumherum und die Umstände vielleicht zu unattraktiv sind. Eine gute Atmosphäre und der Umgang auf Augenhöhe ist bei uns das Erfolgsrezept für erfolgreiche und innovative Projekte, in denen man auch mal scheitern darf.
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