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Stoff ist nicht gleich Stoff!

Deine Kaufentscheidungen machen einen Unterschied. Hier erfährst du, worauf du beim Kauf von Stoffen – von der Bettwäsche bis zur Jeans achten kannst und wo du Berlins besten Stoff bekommst.

Schlechter Stoff?

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind alles andere als flauschig: In maroden Textilfabriken schuften Näher:innen oft im Akkord für einen Lohn, der kaum zum Leben reicht. Unbezahlte Überstunden, arbeitsbedingte Krankheiten und Unfälle kommen leider allzu häufig vor.

Auf Baumwollplantagen und in Gerbereien sind Arbeiter:innen häufig ohne angemessene Schutzkleidung Chemikalien schutzlos ausgeliefert und werden krank. Leider sind auch heute noch Kinder-, Zwangsarbeit und weitere Formen der Ausbeutung im Textilsektor immer noch keine Seltenheit.

Das Problem Fast Fashion

Wir leben im Zeitalter von Fast Fashion: Große Fashion Labels bringen jährlich bis zu 24 Kollektionen raus. Ein Trend folgt dem Nächsten. Immer weiter, schneller, höher… Mit fatalen Folgen für die Menschen und Umwelt. Ließ mehr über die Folgen unseres scheinbar grenzenlosen Modekonsums hier: www.fairerhandel.berlin/aktionen/love-berlin-wear-fair/fast-fashion/ 

Die Christiliche Initiative Romero zieht eine erschreckende Bilanz zu den Auswirkungen von Fast Fashion und nimmt dabei Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern unter die Lupe und analysiert die miesen Maschen der Textilkonzerne in puncto Einkaufspraktiken. Im letzten Teil sind schockierende Zahlen, Daten und Fakten zu den Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zusammengetragen.

Fast Fashion: eine Bilanz in 3 Teilen von der Christlichen Initiative Romero.

Bangladesch ist dank seiner extrem niedrigen Lohnkosten weltweit das zweitwichtigstes Produktionsland für Bekleidung. Die Löhne sind so niedrig, dass eine Näherin bis zu 100 Überstunden im Monat leistet, um überleben zu können. In Textilabriken eine offiziell anerkannte Gewerkschaft zu gründen ist quasi unnmöglich. In lediglich knapp 400 von insgesamt ca. 5000 Fabriken gibt
es registrierte Gewerkschaften, häufig handelt es sich hierbei um vom Fabrikmanagement ausgewählte Personen, statt legitime Vertretungen der Arbeiter:innenschaft.

Mehr Fakten zu den Arbeits- und Produktionsbedingungen kannst du bei Femnet e.V. nachlesen.

Das Europäische Parlament hat Infografiken zur Umweltbelastung durch die Textilindustrie zusammengetragen. Hier findest du eingängige Informationen, welche Wirkungen deine Kleidung auf Klima und Ressourcen hat.

Gute Nachrichten: es gibt auch richtig guten Stoff.

Aus Fairem Handel nämlich. Immer mehr Modemacher:innen, Labels und Berliner Geschäfte bieten fair gehandelte Textilien – von Bettwäsche bis Sportklamotten und Mode. Aber wie genau hilft der Faire Handel in der Textilindustrie?

Um es kurz zu formulieren: Die Menschen, die deine Jeans, dein
Geschirrtuch oder deine Yoga-Leggins produzieren, arbeiten unter menschenwürdigen Bedingungen.

In der Praxis heißt das beispielsweise, sie erhalten einen Lohn, von dem sie nicht nur ihre Grundbedürfnisse decken können und sich etwas zu essen oder ein Dach über dem Kopf leisten können. Sondern, dass sie auch Geld zur Verfügung haben, um in die Bildung, Gesundheit und Zukunft für sich selbst und ihre Familien zu investieren.

Die Kernarbeitsnormen der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation müssen eingehalten werden: Zwangs- und Kinderarbeit sind verboten. Die Gesundheit der Beschäftigten ist am Arbeitsplatz gesichert, indem Maschinen sicher sind und keine schädlichen Chemikalien eingesetzt werden.

Außerdem hilft der Faire Handel Arbeiter:innen und Produzent:innen dabei, sich in Gewerkschaften zu organisieren und damit ihre Rechte besser durchsetzen zu können.

Was ist der Faire Handel?

Du fragst dich, was genau hinter dem Prinzip des Fairen Handels steht? Es gibt verschiedene Ansätze des Fairen Handels, doch sie alle haben zum Ziel: Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferkette zu verbessern und ihre politische und wirtschaftliche Position stärken. Beim Forum Fairer Handel findest du ausführliche Antworten: www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/was-ist-fairer-handel

Das Forum Fairer Handel liefert eine praktische Handreichung über Initiativen für faire und ökologische Kleidung aus Fair-Handels-Perspektive sowie eine Übersicht über die derzeit gängigen Zeichen und Siegel im Textilbereich.

Nach welchen Zielen und Leitplanken sich die globale Bewegung des Fairen Handels arbeitet, um den Welthandel so zu verändern, dass er Fairness, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit für Mensch und Umwelt fördert, kannst du dir in der Internationalen Charta des Fairen Handels ansehen.

Im Labellabyrinth: Wie erkenn ich den besten Stoff?

Es gibt auch im Textilbereich zahlreiche Labels. Für mehr Durchblick im Labeldschungel findest du rechts die gängigsten Fair-Handels-Zertifizierungen.

Auf Seiten wie www.siegelklarheit.de oder www.label-online.de gibt es verschiedene Siegel mit Bewertung, die dir helfen, im Dschungel der Siegelwelt zurechtzukommen. Auch Apps wie „Siegel-Check“ vom NABU helfen dir, dich unterwegs zu unterschiedlichen Produkten zu informieren.

Noch einfacher geht es mit dem Fairen Stadtplan Berlin. Dort findest du nur Läden, die mindestens zwei Produkte im Standardsortiment haben, die den Prinzipien des Fairen Handels entsprechen. Mehr dazu findest du im nächsten Abschnitt.

Fair enough! Wo gibts den besten Stoff Berlins?

Der Faire Stadtplan Berlin zeigt dir Läden, bei denen du Textilien aus Fairem Handel findest.

Zum Fairen Stadtplan

Mehr als nur ein Fashion Statement

Mit dem Kauf fair gehandelter Textilien setzt du ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit in der textilen Lieferkette. Wir bedanken uns bei allen, die unsere Fotoaktion auf dem Bazaar Berlin unterstützt haben und starke Statements für faire Produktionsbedingungen auf Baumwollfeldern, Nähereien, Gerbereien und co. setzen.

 Auch mit dem Unterzeichnen von Petitionen kannst du ein Zeichen  für gute Produktions- und Arbeitsbedingungen setzen. So erhöhst du den Druck auf politische Entscheidungsträger*innen, gute Gesetze und starke Rahmenbedingungen zu schaffen, indem sie beispielsweise Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, transparent über ihre Lieferketten zu berichten.

Darüber hinaus kannst du dich natürlich auch ehrenamtlich für mehr Gerechtigkeit im Textilsektor engagieren. Die Regionalgruppe der Kampagne für saubere Kleidung und viele weitere Engagementmöglichkeiten in Berlin findest du ebenfalls in unserem Fairen Stadtplan.

Petitionen für Lieferketten ohne Ausbeutung

Hier findest du einen Überblick über aktuelle Petitionen. Mit deiner Unterschrift kannst du ein Zeichen für mehr Transparenz und Fairness in der textilen Lieferkette setzen. Unterschreib jetzt!

Adidas betont gern, wie viel wert es auf Fairness und Gerechtigkeit legt und dass es die Kraft hat, Leben durch Sport zu verändern. In Wahrheit finden sich systematisch Lohndiebstähle und Arbeitsrechtsverletzungen in seinen Lieferketten.

Fordere von adidas: Stop Lohndiebstahl und Arbeitsrechtsverletzungen in deinen Lieferketten!

Mehr Infos hier.

Tamaris, eine der bekanntesten Schuhmarken Europas, hält bisher geheim, unter welchen Umständen die beliebten Markenschuhe produziert werden. Trotz ambitioniert klingender Bekenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit, schweigt Tamaris (Wortmann) darüber, wie das Unternehmen dafür sorgt, dass Arbeiter*innen zu ihren Rechten kommen. Das muss sich ändern!

Dazu brauchen wir eure Unterstützung! Tamaris  muss Verantwortung übernehmen und darüber nachvollziehbar berichten – es ist höchste Zeit! Schreib eine E-Mail an Tamaris und frag nach: Fair produziert?

Mehr Infos hier.

 

Good Clothes, Fair Pay ist eine Kampagne, die Rechtsvorschriften für existenzsichernde Löhne in der Bekleidungs-, Textil- und Schuhbranche fordert. Wir brauchen 1 Million Unterschriften von EU-Bürgerinnen und -Bürgern, um auf eine Gesetzgebung zu drängen, die von den Unternehmen verlangt, dass sie in ihren Lieferketten eine Sorgfaltsprüfung für existenzsichernde Löhne durchführen.

Mehr Infos hier

Zeit für einen Stoffwechsel: Gründe für den Fairen Handel

Manchmal ist auch weniger fair

Einfach nur Fast durch Fair Fashion zu ersetzen reicht allein nicht aus. Vielmehr geht es darum, dass wir unseren Textilkonsum kritisch hinterfragen und bewusst überdenken. Müssen wir wirklich jeden Modetrend mitmachen? Tragen wir das Kleidungsstück wirklich lange? Aus welchem Material ist es hergestellt und hält es auch lange?

Jedes neu gekaufte Kleidungsstück, jede neue Sportklamotte und jeder neue Teppich brauchen natürlich Arbeitskraft und Ressourcen für die Herstellung. Viele Dinge bekommt man auch gebraucht und kann dabei nicht nur Ressourcen, sondern auch den Geldbeutel schonen. Ob auf Flohmärkten, Kleidertauschbörsen oder auch auf Plattformen im Internet- hier lassen sich oft tolle Schätze aus zweiter Hand finden. Die Reuse Revolution Map von Greenpeace zeigt dir beispielsweise Kleidertauschparties und Repair Cafés in deiner Nähe an.

Auch Berliner Politik und Bezirksverwaltungen unterstützen faire Textilien

Noch mehr Infos und Lesestoff

Love Berlin Wear Fair
Unsere Kampagnenseite zu Fair Fashion liefert dir weiteren Stoff rund um faire Mode in berlin
Faire Sportkleidung und -material
Fair gehandelte und ökologisch hergestellte Sportkleidung und -materialien für dich, deine Kommune oder deinen Verein!

 

 

beteiligte Akteur:innen