Der Faire Handel ist angetreten für bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für strukturell benachteiligte Produzent:innen und Arbeiter:innen – mit Schwerpunkt auf den Ländern des globalen Südens. Dieses Online-Seminar wirft einen Blick auf die strukturellen Benachteiligungen von Kleinproduzent:innen im globalen Norden und wie die regionale Wirtschaft gefördert werden kann.
Worum gehts?
Mit der Veranstaltung verfolgten wir das Ziel, das Thema wieder auf die Agenda zu holen, den aktuellen Stand zu vermitteln, sowie Impulse zu setzen. Durch Inputs von Expert:innen und die anschließende Diskussion wurden Kernaspekte, Chancen und Herausforderungen herausgearbeitet, die eine gute Grundlage für die Weiterarbeit am Thema bilden.
Überblick: wo steht der Faire Handel im Norden?
Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel, gab einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und illustrierte Entstehungsimpuls und Entwicklung des „domestic fair trade“ am Beispiel Frankreichs. Dort wird mittlerweile 1/3 des Gesamtumsatzes des Fairen Handels über Produkte mit „origine france“ erwirtschaftet. Dass dies nicht auf Kosten bestehender Handelspartnerschaften aus dem globalen Süden geschieht, sondern die Kombination von „Nord“- und „Süd“-Produkten sich vielmehr gegenseitig befruchtet, belegt die Umsatzentwicklung deutlich. Die Erweiterung der fairen Palette auf lokale Produkte ermöglicht eine gezielte Ansprache von Menschen, für die Regionalität und Proximität neben Fairness beim Einkauf wichtige Kriterien sind.
Zertifizierung für fair gehandelte Milch aus Deutschland
Agnes Bergmeister, Referentin Naturland Fair & Soziale Verantwortung bei Naturland, stellte die Naturland Fair-Zertifizierung vor. Sie machte deutlich, welchen Herausforderungen sich lokale Erzeuger:innen in der Agrarwirtschaft konfrontiert sehen und welche Strategien Naturland als größter internationale Verband für ökologischen Landbau verfolgt. Der Faire Handel wird dabei als weltweiter Ansatz verstanden.
Bei der Bestandsaufnahme wurde deutlich, dass der handwerkliche Bereich im Konzept „Fairer Handel im Norden“ bislang keine Berücksichtigung findet. Gibt es Kriterien und Standards, an denen sich lokale Unternehmen mit öko-fairem Anspruch und lokalen Produktionsstätten orientieren können, um sich als Teil des Fairen Handels zu begreifen?
Eine konkrete Anregung aus der Praxis gab Stefanie Holtz, Ladeninhaberin der ORONDA Fair Trade Goldschmiede in Berlin, indem sie den Bereich des lokalen Kunsthandwerks beleuchtete und Einblicke in ihre Geschäftspraktiken gab.
Dass es sich bei der Diskussion rund um „Fairen Handel im Norden“ um kein reines Berlin-Thema handelt und es offenbar den Nerv der Fair-Handels-Bewegung getroffen hat, zeigte die rege Beteiligung: Über 40 Fair-Handels-Aktive und -Interessierte aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bundesweit folgten der Einladung und brachten sich mit ein. Das Stimmungsbild am Ende der Veranstaltung sprach eine deutliche Sprache: Über 90% finden eine (bundesweite) Weiterarbeit zu Fairem Handel im Norden wichtig.
Dabei wurde die Ausweitung des Fairen Handels auf lokale Nord-Produkte ganz bewusst als Ergänzung zu den klassischen Süd-Produkten verstanden – als „sowohl – als auch“ und nicht „entweder-oder“. Oder in anderen Worten: Wir teilen den Kuchen nicht auf, sondern machen ihn größer!
Wir haben die Veranstaltung aufgezeichnet. Im folgenden Video findet ihr die Inputs der Expert:innen inklusive ihrer Präsentationen.
Ansprechpartnerin für weitere Informationen zum Thema
Nadine Berger
Geschäftsführung Kommunikation und Koordination
Ansprechperson für die Bereiche Vernetzung und Qualifizierung
Mehr zu unseren Bildungs- und Qualifizierungsangeboten
Mit verschiedenen Angeboten stärken wir die Bildungs- und Informationsarbeit rund um den Fairen Handel, unterstützen und qualifizieren die Fair-Handels-Akteur:innen in Berlin.